AUSSTELLUNG
Christoph Haerle - Neue Arbeiten
Christoph Haerle
7.September - 12. Oktober 2024
ÜBER DIE AUSSTELLUNG
CHRISTOPH HAERLE - NEUE ARBEITEN
BETON ALS MALERISCHES MATERIAL
Beton bildet eine Konstante in Christoph Haerles Werk. In einer 1990 begonnenen Werkgruppe untersucht er anhand von Betonkörpern die für ihn zentrale Frage nach dem Gewicht der Dinge. Scheiben, Würfel, Quader werden jeweils von einem an der Wand befestigten Stahlseil in einer schwebenden und zugleich angespannten, prekären Position gehalten. Durch die Verwendung von Farbe, anfangs Rot, Weiss und Schwarz, lenkt der Künstler die Aufmerksamkeit auf den Stabilität suchenden Körper und lässt das Material in den Hintergrund treten.
In der darauffolgenden Gruppe liegender, lehnender, stehender Röhren aus eingefärbtem Beton, die entspannt mit ihrer Umgebung interagieren, erweitert und nuanciert sich die Farbpalette. Einen Höhepunkt unter den Betonarbeiten bildet 2003 die Brunnenskulptur Ganymeds Schwester am General-Guisan-Quai, deren Kugelform und zartes, durch das überfliessende Wasser schimmerndes Rosa die Schwere des Betons optisch in Leichtigkeit aufzulösen.
Jahre des Experimentierens mit Beton und Pigment führen zu einem zunehmend malerischen Umgang mit dem Material und dem Vorgang des Giessens. Haerle untersucht auf diesem innovativen Weg die Qualität des Zufalls im künstlerischen Prozess und macht ihn zu seinem Komplizen. 2018/19 entsteht sein Opus Magnum, die 60 Meter lange Mauer aus eingefärbtem Beton am Eingang des Erweiterungsbaus des Bürgerspitals Solothurn. Im vorausgehenden Wettbewerb reicht er eine kleine Nagellackskizze ein, die ihm dann als Vorlage für das Werk dient.
Seither vertieft Haerle seine Materialforschung mit der Werkgruppe der Betontafeln, deren kleineres Format sowohl feineres als auch freieres Arbeiten zulässt. Ausgangspunkt sind hier ebenfalls Nagellackskizzen, in denen der Künstler seine Idee formuliert. Diese erste Materialisierung enthält im Kern bereits das Thema, die Komposition und Farbgebung der Betontafel. Wie der Beton, der schnell abbindet, erfordert auch der Nagellack, der schnell trocknet, ein hohes Tempo in der Verarbeitung. Korrekturen sind bei beiden nicht möglich.
Das Malen mit pigmentiertem Beton ist ein Giessen von Schichten, die aus der Tiefe an die Oberfläche dringen und das Bild permanent verändern, ein dynamischer Prozess, bei dem Künstler und Material unmittelbar aufeinander reagieren. Diese Energie ist dem skulpturalen Körper der Werke eingeschrieben. Von wesentlicher Bedeutung sind für Haerle auch die Wirkung und die Haptik der Oberfläche, die berührt werden möchte.
Barbara Liebster